Palliative Versorgung für Menschen mit Migrationshintergrund – Eine qualitative Longitudinal-Studie in Deutschland

Sonja Owusu-Boakye, Christian Banse, Maximiliane Jansky, Gabriella Marx, Friedemann Nauck

Hintergrund

In der Palliativversorgung zählen Krebserkrankungen zu den häufigsten Versorgungsanlässen. Bisher scheint das spezialisierte palliativmedizinische Angebot krebserkrankte Menschen mit Migrationshintergrund kaum zu erreichen. Unklarheiten bestehen auch über die genauen Bedürfnisse, Erwartungen und die Ausgestaltung ihrer Versorgung im Rahmen einer solchen Erkrankung. Mit einem Anteil von etwa 20 % der Gesamtbevölkerung Deutschlands kommt dieser Gruppierung ein besonderer Stellenwert auch in der Gesundheitsversorgung zu. Nationale und internationale Studien sowie eigene Vorarbeiten legen nahe, dass Barrieren (bzgl. der Information, der Sprache, mangelnde interkulturelle Kompetenz etc.) den Zugang zum Gesundheitssystem und die Versorgungssituation erschweren können.

Besonders problematisch ist eine unzureichende Versorgung im Bereich spezialisierter Palliativversorgung bei unheilbaren progredienten (Krebs-) Erkrankungen. Hier können migrationsspezifische Belastungen zusätzlich wirken und dafür sorgen, dass die alltägliche und biographische Bewältigung erschwert wird.

Ziel

Ein wesentliches Anliegen des Projektes ist die Untersuchung der Versorgungssituation von schwer erkrankten Menschen mit Migrationshintergrund. Dabei sollen Schnittstellenproblematiken und Besonderheiten in der Versorgung herausgearbeitet werden. Mit dem Ziel einer bedürfnisorientierten Versorgung sollen die Studienergebnisse zu einem besseren Bewusstsein über die Situation von unheilbar erkrankten Menschen mit Migrationshintergrund sowie deren An- und Zugehörigen beitragen. Um Kenntnisse über die Beweggründe der Inanspruchnahme, Erfahrungen, Erwartungen und Wünsche im Krankheitsverlauf zu erhalten, ist eine umfassende Analyse der Perspektive von Menschen mit Migrationshintergrund unter Einbezug der Perspektiven ihrer An- und Zugehörigen und Versorger/innen notwendig.

Design / Methode

Das qualitative Forschungsdesign untergliedert sich in 3 verschiedene Untersuchungsgruppen.

Gruppe 1 – Patient/innen

Datenerhebung: Biographisch-narrative Interviews mit Patientinnen mit Migrationshintergrund und unheilbaren Krebserkrankungen. Erhebung der Lebens- und Krankheitsgeschichte.

Gruppe 2 – Angehörige

Datenerhebung: Narrative Interviews mit Angehörigen mit Fokus auf den Krankheitsverlauf.

Gruppe 3 – Vesorger/innen und Schnittstellenakteur/innen

Datenerhebung: Narrative Interviews mit Versorger/innen und Tätigen an der Schnittstelle (z.B. Sprachmittler, Vertreter/innen von Communities und Glaubensgemeinschaften etc.) zu ihren Erfahrungen in der Begleitung von schwer- und unheilbar erkrankten Menschen mit Migrationshintergrund.

Datenauswertung: Alle Interviews werden interpretativ mit der Grounded Theory nach Strauss u. Corbin ausgewertet.

Projektdaten

Förderer: Deutsche Krebshilfe

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