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Tür #2 des UMG Adventskalenders: Maria Blodau – Ehrenamtliche am Palliativzentrum

24 Geschichten und Gesichter aus der UMG

Das Jahr 2020 war für alle ein ganz besonderes Jahr - mit vielen kleinen und großen Herausforderungen. An der UMG haben viele Menschen alles dafür gegeben, dass die Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung bestmöglich gemeistert werden konnten (und können). Im diesjährigen Adventskalender lernen Sie verschiedene UMGler und ihre Geschichte kennen.

Ehrenamtliche Helfer*innen sind für Patient*innen, deren Angehörigen und UMG-Mitarbeitende ein großer Gewinn, indem sie die Begleitung schwerkranker und sterbender Menschen auf vielfältige Weise unterstützen.Maria Blodau engagiert sich seit 2010 als Ehrenamtliche in der Klinik für Palliativmedizin. Hier berichtet Sie über Ihre Erfahrungen.

Warum ich ehrenamtlich im Palliativzentrum aktiv bin?

"Ich möchte versuchen, Menschen in ihrer schweren Situation eine Stütze zu sein. Dabei kann ich meine persönlichen Erfahrungen mit dem Tod einbringen ohne zu bevormunden. Die Begleitung ist nicht immer einfach, aber unheimlich bereichernd. Meine Kraft dafür ziehe ich aus dem Austausch mit anderen Ehrenamtlichen und unseren Koordinator*innen. Durch mein Engagement erfahre ich viel Wertschätzung und Dankbarkeit.“ „Alles beruht auf Freiwilligkeit!"

Was sind die Aufgaben der Ehrenamtlichen?

"In erster Linie besteht unsere Aufgabe darin, da zu sein, Zeit zu haben für die sterbende Person und ihre Angehörigen. Oft sitzt man am Bett der oder des Betroffenen und hält die Hand, man schweigt zusammen, lässt die Person darüber erzählen, was sie bewegt, welche Sorgen und Nöte sie hat. Wir stehen unter Schweigepflicht, das ist der Grund, warum uns Sterbende Dinge erzählen, die sie mit Anderen nicht teilen würden – nicht mit Angehörigen, Freunden, Ärzten, Seelsorgern, Pflegern. Wir kommen völlig absichtslos."

Präsenz auf Basaren

"Desweiteren machen wir Standdienste z.B. beim Welthospiztag, Gesundheitsmarkt, Nacht des Wissens. Jedes Jahr findet in der UMG ein Oster- und ein Weihnachtsbasar statt. Einige Ehrenamtliche basteln dafür. Ich nähe unterschiedliche Sachen wie Taschen, Kosmetikbeutel – für die Palliativstation stelle ich Salbentücher her."

Begleitung von Angehörigen und mehr

Andere Ehrenamtliche zeichnen sich für die Homepage des Ehrenamtes verantwortlich oder kümmern sich um unsere umfängliche Bibliothek. Auch das Trauercafe, wo Menschen sich nach dem Tod ihres Angehörigen austauschen können, wird von Ehrenamtlichen angeboten. Für die Kaffeetafel, die 2x monatlich auf der Palliativstation stattfindet, backen Ehrenamtliche und organisieren den Nachmittag.“

Wie erlebe ich die Begleitungen?

Jede Begleitung ist anders. Meine erste Begleitung war ein Mann aus Schweden, der drei Berufe hatte. Wir hatten einen regen Austausch und haben heftig diskutiert. Unser gemeinsamer Musikgeschmack – wir sind beide mit den Rolling Stones sozialisiert – führte immer wieder zu anregenden Gesprächen. Der Gesprächsstoff ging nie aus. Aktuell begleite ich einen schwerkranken Mann und seine Ehefrau. Jeden Freitag besuche ich das Paar. Wir reden bei einer Tasse Kaffee, ich höre zu. Meist hat die Frau einen Kuchen gebacken. Es ist eine sehr anregende und interessante Begleitung. Sie besteht inzwischen schon seit eineinhalb Jahren. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch Begleitungen, die sehr negativ behaftet sind, weil ich feststellen musste, dass sich einige Angehörigen nicht mehr viel zu sagen haben. Das ist dann immer sehr traurig.

Wie kam ich zum Ehrenamt?

2009 ist unser schwerstbehinderter Sohn Jan im Alter von 20 Jahren gestorben. Die gemeinsamen Jahre waren eine anstrengende, aufregende und bereichernde Zeit. Ein spannendes Leben! In den letzten Lebensmonaten, als absehbar war, dass er nicht mehr lange zu leben hatte, verdichtete sich bei mir immer mehr der Gedanke, hinterher was Sinnvolles mit meiner Zeit anfangen zu wollen. Ein Nachbar erzählte von seinem Ehrenamt beim Förderverein des Palliativzentrums. Ich nahm Kontakt auf und 10 Monate nach Jans Tod begann ich mit dem Vorbereitungskurs.“

Nach seinem Tod durften wir unseren Sohn für 72 Stunden nach Hause holen.Es war ein großes Geschenk auf diese Weise Abschied nehmen zu dürfen. Ein Großteil der Gesellschaft weiß bis heute nicht, dass das Nachhauseholen von Verstorbenen überhaupt möglich ist. Viele Menschen meiden die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod. Das muss sich dringend ändern. Wir brauchen eine andere Sterbekultur, die das Thema Tod weniger tabuisiert und Abschied nehmen zulässt.

Jede Begleitung ist anders. Meine erste Begleitung war ein Mann aus Schweden, der drei Berufe hatte. Wir hatten einen regen Austausch und haben heftig diskutiert. Unser gemeinsamer Musikgeschmack – wir sind beide mit den Rolling Stones sozialisiert – führte immer wieder zu anregenden Gesprächen. Der Gesprächsstoff ging nie aus. Aktuell begleite ich einen schwerkranken Mann und seine Ehefrau. Jeden Freitag besuche ich das Paar. Wir reden bei einer Tasse Kaffee, ich höre zu. Meist hat die Frau einen Kuchen gebacken. Es ist eine sehr anregende und interessante Begleitung. Sie besteht inzwischen schon seit eineinhalb Jahren. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch Begleitungen, die sehr negativ behaftet sind, weil ich feststellen musste, dass sich einige Angehörigen nicht mehr viel zu sagen haben. Das ist dann immer sehr traurig.

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